Februar 28, 2024

Meine Stillgeschichte

Nach einer Woche über ET wurde die Geburt eingeleitet, ich lief die Treppen der Klinik auf und ab, es tat sich einfach nichts. Nach drei Tagen mit verschiedensten Einleitungsmaßnahmen (ich hab damals fast zu allem Ja und Amen gesagt, da ich mich so auf mein Intuitives und die Klinik verlassen hatte) wurde entschieden: Sectio. Mein Worst-Case mit dem ich gedanklich überhaupt nicht gerechnet hatte. Meine PDA wurde aufgespritzt und die OP begann, ich hatte das Gefühl ich sterbe, da mein Kreislauf ziemlich in den Keller rutschte. Die Ärztin reagierte schnell, das Kind kam kurz zu mir und dann mit Papa und Hebamme zur ersten Untersuchung.

Tatsächlich kann ich mich an unseren ersten Stillversuch kaum erinnern. Mein Kind kam auf jeden Fall nicht wirklich an die Brust, war unruhig und ich total angespannt und von den Medikamenten in Watte gepackt. Ich erinnere mich aber an den einen Moment in der Nacht: zwei Hände (und das waren nicht meine) versuchten mir das Kind an die Brust zu drücken, damit er endlich trinken konnte. Das klappte überhaupt nicht. Also wurde zugefüttert, da er 7% unter dem Geburtgewicht lag.

Nachdem es mir besser ging und auch die Übelkeit nachlies, war mein einziges Ziel: stilen, stillen, stillen - auch wenn es wehtut. Nach dem stillen pumpte ich ab (bei 35 Grad im August und zwei weiteren frisch gebackenen Müttern im Zimmer). Immer im Wechsel, zwischen unseren Besuchern. Der Milcheinschuss kam endlich. Irgendwann musste ich Stillhütchen nehmen, da es nicht mehr auszuhalten war. Wie in Trance saß ich auf dem Bett, Oberkörper frei nur mit Netzhose und Einlagen und pumpte...

Nach 5 Tagen wurden wir entlassen. Ich besorgte mir davor eine Milchpumpe. Mein Mann kaufte vorsorglich irgendeine Pre und Flaschen. Am letzten Abend in der Klinik weinte ich bitterlich - ich hatte so Angst davor, mit diesem kleinen Wesen daheim zu sein und es nicht richtig versorgen zu können.

Die Taxifahrt nach Hause war entspannt. Als ich in unsere Wohnung kam, fiel plötzlich alle Last ab. Wir hatten uns eine vorgemischte Pre aus der Klinik mitgenommen - für den Fall der Fälle.

Das Kind schlief und ich ging erst mal duschen. Danach stillte ich und ab da an, musste ich nicht mehr abpumpen. Es lief einfach und mein Kind trank an meiner Brust. Zwar mit Hütchen, aber immerhin.

Vor jedem Anlegen hatte ich wahnsinnige Angst, dass es wieder schmerzt und zuckte automatisch zusammen, sobald mein Kind an der Brust war. Die Hütchen waren nicht sehr förderlich, da sie einfach störten. Der Besuch bei der Stillberaterin brachte immens viel - sie zeigte mir eine weitere Position zum Stillen, erklärte mir alles Wissenswerte dazu und äußerte die Vermutung eines verkürzten Zungenbändchens bei meinem Kind.

22 Monate lang stillte ich mein Kind, nachdem wir das Zungenband kürzen liesen und ich irgendwann von einem auf den anderen Tag nicht schnell genug das Hütchen dran machen konnte und das Stillen einfach so klappte.

Ich hatte mir so wahnsinnige Vorwürfe gemacht, dass ich mein Kind “nur” mit einer Sectio auf die Welt brachte, dabei verrannte ich mich so in den Gedanken, dass ich unbedingt stillen musste.

Der damaligen Stillberaterin bin ich unfassbar dankbar für ihre Geduld und ihre Erklärungen - der Wunsch, selbst Stillberaterin zu werden wuchs.

Ich weiß heute durch meine Ausbildung, was alles verkehrt gelaufen ist - von Vorbereitung, Geburt, erstem Anlegen, den Rahmenbedingungen, meiner Einstellung,...

Durch meine eigenen Erfahrungen weiß ich, wie herausfordernd, anstrengend und emotional belastend der Stillstart sein kann.

Rückblickend hätte ich viele Sachen anders gemacht. Hätte mich selbst nicht so abgewertet und mir viel mehr Liebe geschenkt.

Ich wünsche jeder Mama (die möchte!) einen wundervollen Stillstart und jemanden kompetentes an der Seite, wenn doch Schwierigkeiten auftreten sollte.

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©2023 Familienbegleitung Cindy Schmidt
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